Wie und wo sich der Hausärztemangel äussert, erklärt Dr. med. Sergio Compagnoni, Präsident Hausärzte Graubünden anlässlich einer Medienorientierung: «In Zukunft wird es vor allem in den peripheren Regionen des Kantons ein Problem werden. Regional gibt es wohl einige Unterschiede, aber selbst in der Stadt Chur gibt es mittlerweile Schwierigkeiten, eine geeignete Nachfolge zu finden. Viele Hausarztpraxen haben schon heute einen Aufnahmestopp.»
Neben der Förderung der Ausbildung in Richtung Hausarztmedizin ist der Kanton Graubünden bestrebt, den Grundversorger:innen gute Arbeitsbedingungen zu bieten.
Dr. med. Marina Jamnicki, Kantonsärztin
Hinzu kommt, dass in den nächsten Jahren etwa knapp die Hälfte der im Kanton Graubünden tätigen Hausärzt:innen pensioniert wird. Der Verband der Haus- und Kinderärzte Schweiz hat auf Bundesebene eine Petition eingereicht, um mehr Haus- und Kinderärzt:innen auszubilden.
Um dem sich verschärfenden Hausärztemangel entgegenzuwirken, hat der Kanton Graubünden bereits 2009 das Programm «Capricorn» ins Leben gerufen mit dem Ziel, für angehende Grundversorger:innen Ausbildungsstellen in Praxen zu schaffen.
Im Jahr 2014 kam in Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital Graubünden (KSGR) das «Hausarztcurriculum» hinzu, bei dem die angehenden Hausärzt:innen strukturiert in diversen Fachgebieten weitergebildet werden.
Seit 2022 betreut und koordiniert die Stelle Hausarztmedizin am KSGR die Programme Capricorn und Hausarztcurriculum. Die Leitung hat Dr. med. Patrick Scheiwiler inne, ein erfahrener, aktiv tätiger Hausarzt. Der Kanton finanziert 75 Prozent der Lohnkosten der Assistenzärzt:innen im Programm sowie den Lohn der Leitung Hausarztmedizin.
Nach zwei Jahren zieht Scheiwiler eine positive Zwischenbilanz: «In den letzten zwei Jahren sind die Teilnahmezahlen in den beiden Programmen Capricorn und Curriculum um gut 50 Prozent gestiegen.» Dank des Ausbaus des Angebotes sei das Programm noch nicht ganz ausgebucht, aber für 2024 doch schon zu 80 Prozent und für 2025 zu 76,5 Prozent ausgelastet. Seit Beginn des Programms haben vier Hausärzt:innen ihre Tätigkeit in Graubünden aufgenommen.
Ich bin sehr beeindruckt von der unkomplizierten Kommunikation und der Effizienz der Organisation von Wunschrotationen und erhalte einen direkten Einblick in die Hausarztmedizin mit Betreuung durch erfahrene Hausärzt:innen.
Dr. med. Carmen Pfaundler, Absolventin des Programms
Das Förderprogramm zeigt Erfolg in der Rekrutierung von Ärzt:innen für die hausärztliche Grundversorgung. Damit jedoch nicht genug, wie Kantonsärztin Dr. med. Marina Jamnicki ausführt: «Neben der Förderung der Ausbildung in Richtung Hausarztmedizin ist der Kanton bestrebt, den Grundversorger:innen gute Arbeitsbedingungen zu bieten, unter anderem mit der Förderung integrierter Gesundheitsversorgung in den Regionen.»
Auch für die Absolvent:innen des Programms ergeben sich viele Vorteile, wie Dr. med. Carmen Pfaundler erklärt, die das Programm absolviert: «Insgesamt bin ich sehr beeindruckt von der unkomplizierten Kommunikation und der Effizienz der Organisation von Wunschrotationen. Ich erhalte innert kürzerer Zeit eine vertiefte Einsicht in verschiedene Fächer, lerne durch die Rotationen die Spezialist:innen am KSGR kennen und erhalte einen direkten Einblick in die Hausarztmedizin mit Betreuung durch erfahrene Hausärzt:innen.»
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