Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin, Ärztemangel, Workforce Studie
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28. Mai 2024

Umfrage

Bis 2033 braucht die Schweiz über 2300 neue Allgemeininternist:innen

Eine Workforce-Studie der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGAIM) bei ihren Mitgliedern zeigt auf: Innerhalb des nächsten Jahrzehnts verschwinden 44 Prozent der Vollzeitstellen in der Allgemeinen Inneren Medizin – hauptsächlich aufgrund von Pensionierungen und der Reduktion von Arbeitspensen.

Um die Zahl der aktuellen und künftigen Allgemeininternist:innen – Hausärzt:innen und Internist:innen in Spitälern – zu analysieren, hat die Nachwuchsförderungskommission der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGAIM) eine Umfrage bei ihren Mitgliedern lanciert. Von den 6232 aktiven SGAIM-Mitgliedern nahmen 2030 (33 Prozent) an der Umfrage teil.

Um die gleiche Arbeitskräftezahl wie 2023 zu erhalten, werden bis in zehn Jahren 2321 neue FTE benötigt – das sind 44 Prozent aller Vollzeitstellen. 

Fazit der repräsentativen Studie: Bis 2033 werden 1935 FTE (Full Time Equivalent) (37 Prozent) in den Ruhestand treten, 502 FTE (10 Prozent) wollen ihre Arbeitsbelastung reduzieren und 116 FTE (2 Prozent) ihre Arbeitspensum erhöhen. 2800 FTE (53 Prozent) werden mit demselben Pensum wie 2023 im Beruf bleiben. Um die gleiche Arbeitskräftezahl wie 2023 zu erhalten, werden bis in zehn Jahren 2321 neue FTE benötigt – das sind 44 Prozent aller Vollzeitstellen. 

Bevölkerung wächst um eine weitere Million

Modelle zeigen, dass es unter idealen Bedingungen zwar möglich ist, die Lücke knapp zu schliessen. Wenn beispielsweise 30 Prozent der Student:innen sich für die Allgemeine Innere Medizin (AIM) entscheiden und künftig im Schnitt 70 Prozent arbeiten, entstehen 252 FTE pro Jahr, bei einem durchschnittlichen 80-Prozent-Pensum sind es jährlich 288 FTE. Entscheiden sich aber nur 20 Prozent der Studierenden für die AIM, resultieren bei einem 80-Prozent-Pensum noch 192 FTE. Zudem hängt diese Zahl davon ab, wie viele Fachärzt:innen AIM einwandern und wie viele ihren angestammten Beruf vorzeitig verlassen. Bei diesen Modellrechnungen gilt es ferner zu berücksichtigen, dass die Schweiz laut BFS bis 2033 bis zu einer Million mehr Einwohnende zählen wird.

Aus Sicht der SGAIM braucht es Massnahmen auf mehreren Ebenen, um die drohende Versorgungslücke abzuwenden:

  • Die Schweiz muss erstens die Universitäten darauf ausrichten, neben Spitzenmedizin die Grundversorgung zu lehren. Entscheidend ist, die Zahl der Studienplätze in der Humanmedizin zu erhöhen – auch wenn diese in den letzten Jahren ausgebaut wurden. Diese Massnahme ist auch die richtige gegen den Mangel an Kinderärzt:innen sowie Psychiater:innen.
  • Um die in der Bundesverfassung verankerte medizinische Grundversorgung von hoher Qualität zu gewährleisten, braucht es zweitens auf politischer Ebene einen Masterplan von Bund und Kantonen. Zentral ist ein fairer, zeitgemässer Arzttarif sowie der Stopp von Zulassungsbeschränkungen für Fachärzt:innen für Allgemeine Innere Medizin (AIM), wie dies zurzeit im Kanton Bern der Fall ist.
  • Um die Attraktivität der AIM zu steigern, setzt sich die SGAIM mit ihren Partner:innen dafür ein, dass der Nachwuchs den Beruf weiterhin als sehr interessant und vielfältig ansieht. Künftige Fachärzt:innen AIM brauchen aber neben genügenden Studien- und Weiterbildungsplätzen auch ein Arbeitsumfeld, in dem sie sich ideal auf ihre bevorstehende Tätigkeit als Generalist:innen im Spital oder in der Praxis vorbereiten können.

Beitragsbild: SGAIM

   

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