In der diesjährigen Spitalstudie «Schweizer Spitäler: So gesund waren die Finanzen 2022» stellt PwC eingangs fest: Immer mehr Spitäler sind in finanziellen Schwierigkeiten. Die optimistisch stimmende Entwicklung der Kennzahlen 2021 brach 2022 ab. Die makroökonomische Lage und der anhaltende Fachkräftemangel belasteten die Profitabilität der Leistungserbringer stark. Die steigenden Preise, Zinsen und Lohnkosten bei starren Tarifen setzen die Spitäler auch in den kommenden Jahren zunehmend finanziell unter Druck.
Zwar wuchs der Umsatz im Akutbereich um 2,7 Prozent, wobei dieses Ergebnis vor allem auf einen deutlichen Anstieg der ambulanten Erträge zurückzuführen war. Doch die operativen Margen sind laut PwC eingebrochen. Die Folge: Ein Grossteil der Akutspitäler schreibt Verluste. Leistung, Qualität und Wirtschaftlichkeit sind kaum noch miteinander vereinbar.
Im Jahr 2021 erholten sich die operativen Margen aufgrund von kantonalen COVID-Hilfen stark. Diese Entwicklung drehte sich nun wieder um und die EBITDAR-Marge lag 2022 im Median bei 6,0 Prozent, also 1,2 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert und – mit Ausnahme des Pandemiejahres 2020 – am tiefsten Punkt seit der Einführung von SwissDRG. Damit entfernte sich die EBITDAR-Marge erneut von dem im Markt etablierten Richtwert von 10,0 Prozent, der für einen wirtschaftlich nachhaltigen Spitalbetrieb notwendig ist.
Die Schweizer Psychiatrien übertrafen das Rekordumsatzwachstum von 2021 erneut und wuchsen im Median um 4,4 Prozent – auch hier weil die ambulanten Erträge deutlich angestiegen sind. Trotz eines makroökonomisch anspruchsvollen Umfelds steigerten die Psychiatrien ihre Ertragskraft und verhinderten einen Anstieg der übrigen Aufwandspositionen.
Die Psychiatrien verzeichnen zwar einen geringen Anstieg der Personalkostenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 75,6 Prozent. Im Gegensatz zu den Akutspitälern konnten sie einen Anstieg der übrigen Kosten wie z. B. Haushalts- und Lebensmittelkosten jedoch verhindern. In Kombination mit dem starken Umsatzwachstum führte das zu einer reduzierten Quote der übrigen Aufwände auf 14,1 Prozent und einer Erhöhung der EBITDAR-Marge auf 7,5 Prozent.
Psychiatrische Einrichtungen sind weniger stark als die Akutsomatik von den Arbeitskräfteentwicklungen betroffen, auch wenn sich der Fachkräftemangel mittlerweile nicht mehr nur auf die medizinischen und pflegerischen Berufe bezieht, sondern Spezialist:innen in sämtlichen Tätigkeits- und Aufgabenfeldern des Gesundheitswesens betrifft. Doch den Psychiatrien gelingt es besser, ihre Vollzeitäquivalente zu besetzen und sämtliche Kapazitäten zu betreiben. Die Fluktuationsraten liegen tiefer und
weniger Fachkräfte steigen aus ihrem Beruf aus. Nicht selten finden Stellensuchende aus der Akutsomatik eine neue Herausforderung in der Rehabilitation oder – wenn auch weniger häufig – in der Psychiatrie.
Im Jahr 2022 sank die Eigenkapitalquote der Rehabilitationseinrichtungen markant. Sie liegt nun bei 34,4 Prozent, also nur knapp über der von PwC formulierten Mindestbandbreite von 20 bis 30 Prozent. In der jährlichen Entwicklung der Kennzahl schlagen sich Ereignisse einzelner Einrichtungen nieder. Seit 2019 ist eine ernstzunehmende Entwicklung hin zu tieferen Eigenkapitalquoten erkennbar. Nur 56 Prozent der Rehabilitationseinrichtungen haben eine Eigenkapitalquote von über 30,0 Prozent. Der Rückgang der mittleren Eigenkapitalquote wird durch immer mehr Rehabilitationseinrichtungen mit besonders niedrigen oder negativen Eigenkapitalquoten verstärkt.
Um Leistung, Qualität und Wirtschaftlichkeit besser miteinander zu vereinbaren, kommen die Gesundheitsakteure aus Sicht von PwC um die digitale Transformation nicht mehr herum.
Den Berechnungen der Studie zufolge muss das Schweizer Gesundheitswesen einmalig bis zu 20 Prozent des gesamten Jahresumsatzes der Schweizer Spitäler in die digitale Transformation investieren, um einen signifikanten Nutzen zu schaffen. Eine erfolgreiche Transformation beginnt aber vor allem mit wesentlichen Grundlagen für die Organisation und deren Mitarbeitenden.
Um den Leistungserbringern diese Aufgabe zu erleichtern, finden sich in der PwC-Studie Handlungsempfehlungen für die Grundlagenarbeit, Planung und Umsetzung, kombiniert mit den Erfahrungen von namhaften Branchenpersönlichkeiten, die grosse Digitalisierungsvorhaben implementiert haben.
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