Ohne Schliessungen wäre es zu einer Überkapazität an Spitalbetten gekommen. Nach eingehender Prüfung erkannten wir, dass es sinnvoller ist, ein ganzes Spital zu schliessen, statt eine gewisse Zahl an Betten in einem Spital abzubauen. Zudem wurde es in kleinen Spitälern immer schwieriger, Fachpersonal zu rekrutieren, was die Versorgungsqualität zunehmend beeinträchtigte.
Es ist sinnvoller, ein ganzes Spital zu schliessen, statt Betten in einem Spital abzubauen.
Wir sprechen von einem Transformationsprozess, der langsamer und deshalb teurer verläuft als erwartet. Das Spital Wattwil musste früher als geplant geschlossen werden, da zunehmend qualifiziertes Personal das Spital verliess und deshalb die Versorgung nicht mehr gewährleistet werden konnte. Das Spital Wil war zu jenem Zeitpunkt aber noch nicht ausgebaut.
In den Standorten Flawil und Rorschach lehnte die in den Prozess einbezogene Ärzteschaft die Umwandlung in Gesundheitsnotfallzentren ab, so wie sie der Bevölkerung versprochen wurde. Die Ärzteschaft wollte den Notfalldienst anders organisieren. Es war aber zentral, die Transformation zusammen mit den niedergelassenen Ärzt:innen in Angriff zu nehmen.
Wenn ein Spital voll ist, werden Patient:innen in ein anderes verlegt, da zu viele Reservebetten zu teuer sind.
Die Versorgung ist jederzeit gewährleistet. Wenn ein Spital voll ist, werden Patient:innen in ein anderes verlegt, denn zu viele Reservebetten sind zu teuer. Die grösste Problematik ist heute die finanzielle Situation.
Im Jahr 2023 verzeichneten die St.Galler Spitalverbunde ein Defizit von 100 Millionen Franken. Letztes Jahr betrug das Defizit gemäss Hochrechnung nach Abschluss des dritten Quartals rund 20 Millionen Franken. Bis 2026 gilt es, eine schwarze Null zu schreiben, sonst drohen weitere Massnahmen. Der Kantonsrat hat deutlich gemacht, dass er keine weiteren Zahlungen mehr gewähren wird. Ohne Spitalschliessungen wäre das Defizit aber heute noch höher ausgefallen.
Wichtig wird sein, die Ambulantisierung zu fördern, um den stationären Bereich zu entlasten.
Ganz wichtig wird es sein, den ambulanten Bereich stark zu fördern. Hier haben wir im Vergleich zu den Nachbarländern starkes Aufholpotenzial. Durch mehr ambulante Eingriffe werden in den Spitälern Betten frei. Dies entlastet den stationären Bereich. Einen ähnlichen Effekt haben kürzere stationäre Aufenthaltsdauern der Patient:innen. Spitex und Rehabilitation müssen ausgebaut werden, da dort ein Bett günstiger als im Akutspital ist.
Die Kantone sollten Leistungsaufträge nur noch an Häuser erteilen, die eine gewisse Anzahl an Eingriffen durchführen.
Die Politik soll nur mittels Leistungsaufträgen steuern. Die Kantone müssen näher zusammenarbeiten und diese Aufträge nur noch an Häuser erteilen, die eine gewisse Anzahl an Eingriffen durchführen. Wenn diese Vorgabe nicht erfüllt ist, müssen die Kantone restriktiver als heute agieren und wenn nötig Leistungsaufträge entziehen – über die Kantonsgrenzen hinaus. Eine zentrale Planung wäre hingegen der falsche Weg.
Der Kanton St.Gallen hat versucht zusammen mit sechs Kantonen eine Planungsregion zu errichten. Aktuell sind die Kantone AI, AR und SG an Bord. Eine weitere wichtige Rolle erfüllt die Politik, wenn sie für die eigenen Spitälern eine Eignerstrategie mit klaren Zielvorgaben definiert. Den Rest soll sie dem freien Markt überlassen.
Stationär und ambulant plädiere ich für national einheitliche Tarife.
Ich glaube nicht, dass die Politik es besser als der Markt macht. Stationär und ambulant plädiere ich abschliessend für national einheitliche Tarife. Die Baserate könnte man bei den Spitälern in drei Kategorien einteilen: Endversorger, mittleres Spital und Grundversorger. Eine paritätische Kommission könnte die Einheitstarife festlegen, um langwierige und teure Tarifstreitigkeiten künftig zu vermeiden.
Beitragsbild: Kantonsspital St.Gallen (zvg)