Mehr noch als in anderen Bereichen des Gesundheitswesens steht in der Psychiatrie die Sprache im Zentrum. Die stetige Weiterentwicklung der Sprache bedeutet eine bessere Versorgung und ist damit ein wichtiges Anliegen der modernen Psychiatrie. Doch wie kann über die gesamte Organisation hinweg die Sprache zwischen Fachpersonen und Patient:innen, aber auch zwischen den Fachpersonen untereinander verbessert werden, wo die Ausgangslagen und Anforderungen in den verschiedenen Bereichen doch so unterschiedlich sind?
In den UPK Basel ist das Projekt Sprache/Dokumentation von der Direktion Pflege, MTD, Soziale Arbeit gestartet worden. Ziel war es, in allen pflegerisch-pädagogischen Abteilungen und in den Bereichen des Sozialdienstes und der medizinisch-therapeutischen Dienste Verbesserungen in der mündlichen und schriftlichen Sprache anzustossen. Dabei wurde Ungewohntes gewagt. Den 38 aus ebenso vielen verschiedenen Bereichen entsandten Fachpersonen wurde keine Intervention vorgegeben. Alle sollten in ihrem eigenen Bereich eine Idee zur Verbesserung von Sprache und Dokumentation entwickeln und umsetzen. Diese inhaltliche Gestaltungsfreiheit war gepaart mit der Vorgabe einer Methodik, deren Einhaltung ein Projektleitungstrio sicherstellte. Zentrales Arbeitsinstrument war der Demingkreis, auch bekannt als PDCA-Zyklus. Im Rahmen von Einzel- und Gruppencoachings wurden die Fachpersonen in der Entwicklung und Umsetzung ihres Teilprojektes unterstützt.
Zur Veranschaulichung wird ein Teilprojekt im ambulanten Dienst Sucht geschildert. Fachpersonen haben festgesellt, dass eine unterschiedliche Einschätzung der Notwendigkeit einer Behandlung durch Patient:innen und Fachpersonen zu einer Ablehnung des Behandlungsangebots durch die Patient:innen führen kann. Eine neu entwickelte Einschätzung der Behandlungsdringlichkeit aus Perspektive der Patient:innen greift dieses Problem auf und initiiert einen Dialog zwischen Patient:in und Fachperson. Die Folge sind mehr Klarheit und eine gestärkte Beziehung zwischen Fachperson und Patient:in, was sich auf die Behandlung positiv auswirkt. Damit reagieren Fachpersonen mit einer verbesserten Kommunikation in einer konkreten Situation und verbessern damit die Versorgung der Patient:innen.
Die Evaluation des Projektes macht deutlich, dass sich die Fachpersonen mit ihrem Teilprojekt identifizieren und bei der Qualitätsverbesserung in ihrem Bereich Sinn und Motivation erleben. Dies begünstigt auch die Nachhaltigkeit und Weiterentwicklung der erreichten Verbesserung. Insgesamt wurden 31 Teilprojekte erfolgreich abgeschlossen, deren Interventionen und Resultate für künftige Massnahmen zur Verfügung stehen. Herausfordernd war die potenzielle Überforderung der klinisch tätigen Fachpersonen durch zusätzliche Aufgaben. Auch das Leitungstrio wendete hohe zeitliche Ressourcen auf, um die grosse Zahl an Projektbeteiligten begleiten zu können.
Eingangs wurde die Frage aufgeworfen, wie bei heterogenen Anforderungen in verschiedenen Organisationsbereichen ein Impuls zur Qualitätsverbesserung gegeben werden kann. In diesem Projekt war die Antwort darauf ein Zweiklang aus der vorgegebenen Methode (Demingkreis) und ein kollaboratives Element in Form der inhaltlichen Gestaltungsfreiheit. Während die Begleitung durch das Leitungstrio den Projektfortschritt sicherstellte, ermöglichte die Beteiligung der Fachpersonen Verbesserungen auf Basis ihrer Setting-spezifischen Expertise.
Das hohe Ausmass an Kollaboration deckt sich einerseits mit einem modernen Führungsverständnis, das gerade junge Generationen einfordern. Andererseits wurde durch die Befähigung von Fachpersonen zur Qualitätsverbesserung in ihrem Bereich die Veränderungsfähigkeit der Organisation als Ganzes gestärkt. Kollaborative Projektansätze lohnen sich also dreifach: für eine verbesserte Versorgung, motivierte Mitarbeitende und eine für künftige Veränderungsprozesse gestärkte Organisation.
Beitragsbild: Kommunikation ist das A und O zwischen Patient:in und Fachperson – insbesondere in der Psychiatrie (Foto: UPK Basel).