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12. Mai 2022

Universitäre Medizin Schweiz

COVID-19-Pandemie hinterlässt Spuren bei den Schweizer Universitätsspitälern

Die fünf Schweizer Universitätsspitäler haben eine vorläufige Bilanz zur Pandemie gezogen und betonen die Wichtigkeit einer gesicherten Finanzierung, um ihre Leistungsfähigkeit nicht zu gefährden.

Die COVID-19-Pandemie war eine der grössten Herausforderungen für das Schweizer Gesundheitssystem seit Jahrzehnten, betonten Vertreter des Verbands Universitäre Medizin Schweiz (unimedsuisse) vor den Medien. Die Universitätsspitäler konnten dank ihrer effektiven Organisation und ihrem spezifischen Know-how – insbesondere bei der Behandlung von Schwerkranken und der Abdeckung des gesamten Therapieangebots – rasch, adäquat und flexibel reagieren und der Bevölkerung die benötigten Kapazitäten rechtzeitig zur Verfügung stellen.

Eindrückliche Zahlen

Von Januar 2020 bis Ende April 2022 behandelten die fünf Universitätsspitäler 21’890 COVID-Patient:innen stationär, 3362 davon auf der Intensivstation und weitere 3861 auf einer Intermediate Care Station. Die fünf Universitätsspitäler waren zudem wichtige Stützen bei der Umsetzung der nationalen Impfstrategie. Innert kürzester Zeit nahmen sie COVID-Tracks und Impfzentren in Betrieb und führten darin über 1,5 Millionen Tests und 761’000 Impfungen durch. Die Universitätsspitäler trieben zudem die Forschung zu SARS-CoV-2/COVID-19 voran. Von 2020 bis 2022 lancierten ihre Mitarbeitenden rund 350 entsprechende Forschungsprojekte. Nur die Universitätsspitäler können die notwendigen Investitionen in Wissen, Infrastruktur und Weiterbildung in diesem Umfang leisten. Die Belastung führte aber auch dazu, dass spezialisiertes Personal aus anderen Fachgebieten für COVID-19-Patient:innen beigezogen werden musste und dadurch in ihren angestammten Fachgebieten fehlte.

352 Millionen Franken Mehraufwand und total 80 Millionen Franken Verlust

Die fünf Universitätsspitäler trugen die Hauptlast bei der Behandlung der COVID-19-Patient:innen (41,5 Prozent der behandelten COVID-Fälle). Sie erbringen unverzichtbare Vorhalteleistungen für unvorhergesehene Ereignisse. Diese sind jedoch finanziell ungenügend abgegolten. Allein der COVID-spezifische Mehraufwand für Personal und Sachkosten betrug über alle fünf Universitätsspitäler CHF 352 Millionen. Der Ertragsausfall im stationären Bereich belief sich für alle fünf Universitätsspitäler zusammen auf CHF 250 Millionen in den Jahren 2020 und 2021. Der Betriebsverlust betrug insgesamt CHF 621 Millionen. Nur dank der Beiträge der Standortkantone von CHF 541 Millionen konnten diese Verluste ausgeglichen werden – entsprechend verblieb bei den Universitätsspitälern immer noch ein kumulierter Verlust von CHF 80 Millionen.

Unbefriedigende Personalsituation

Die Vertreter von unimedsuisse betonten ferner, dass das Personal in den Universitätsspitälern während der Pandemie Ausserordentliches geleistet hat und auch weiterhin leistet. Das Personal sei bis an und über die Grenzen der Belastbarkeit gegangen. Die Sicherung der Fachkräfte sei eine schwierige Herausforderung. Es drohe ein Personalverlust von 10 bis15 Prozent (v. a. in der Pflege). Die Umsetzung der Pflegeinitiative kann gemäss unimedsuisse Impulse zur Stärkung der Berufsbilder liefern; sie wird aber auch Auswirkungen haben auf die Anstellungsbedingungen und bringt zusätzliche finanzielle Belastungen.

Universitätsspitäler und ihre Leistungen nicht unnötig gefährden

Bei der notwendigen Umgestaltung der Gesundheitsversorgung dürfe nicht vergessen werden: Die Universitätsspitäler sind Garanten für die qualitativ hochwertige Versorgung auch in Krisensituationen und sie haben diese Stärke während der Pandemie bewiesen. Diese zentrale Funktion der Universitätsspitäler dürfe nicht gefährdet werden. Deshalb müsse ihre Finanzierung gestärkt und benötigtes Personal ausgebildet werden. Die vielen anstehenden Reformen dürfen die Stellung der Universitätsspitäler nicht zusätzlich schwächen. Nur so sei ihre Leistungsfähigkeit als wichtigste medizinische Kompetenzzentren der Schweiz auch in Zukunft gewährleistet.

Beitragsbild: Universitätsspital Basel

   

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