Die Umfragen der Stiftung Commonwealth Fund im Jahr 2023 zeigen, dass 63 Prozent der befragten Schweizer Bevölkerung über 18 Jahre die Qualität der Gesundheitsversorgung als «hervorragend» oder «sehr gut» beurteilt. Das ist ein etwas tieferer Anteil als bei den letzten Befragungen 2020 (74 Prozent) und 2016 (66 Prozent).
In der Deutschschweiz (64 Prozent) und in der Westschweiz (61 Prozent) wird die Gesundheitsversorgung besser bewertet als in der italienischen Schweiz (52 Prozent).
Neun von zehn Personen in der Schweiz wenden sich bei einem gesundheitlichen Problem zuerst an die Hausärztin, den Hausarzt oder an ein Gesundheitszentrum. 89 Prozent bewerten die medizinische Behandlung in den Hausarztpraxen generell als «ausgezeichnet» oder «sehr gut».
In einzelnen konkreten Punkten sind die Rückmeldungen indes kritischer als in den früheren Befragungen. Tiefer bewertet werden die Kriterien, ob die Hausärztin bzw. der Hausarzt die medizinische Vorgeschichte der Patient:innen kenne (2023: 71 Prozent; 2020: 82 Prozent und 2010: 89 Prozent), ob sie oder er genügend Zeit für die Patient:innen aufbringt (2023: 76 Prozent 2020: 86 Prozent, 2010: 90 Prozent), sie in Entscheidungen über die Behandlung einbezieht (2023: 73 Prozent. 2020: 83 Prozent, 2010: 85 Prozent) oder Dinge auf einfach verständliche Weise erklärt (2023: 83 Prozent, 2020: 92 Prozent, 2010: 94 Prozent).
Für die Bevölkerung ist es seit der letzten Befragung 2020 schwieriger geworden, ausserhalb der üblichen Öffnungszeiten eine medizinische Behandlung zu erhalten. 60 Prozent der Befragten geben an, dass es «sehr schwierig» oder «eher schwierig» ist, abends, am Wochenende oder an Feiertagen eine medizinische Versorgung zu erhalten, ohne dabei eine Notfallstation oder eine Notfallpraxis zu besuchen (2020: 49 Prozent).
25 Prozent der Befragten hat in den letzten zwei Jahren die Notfallstation eines Spitals aufgesucht (2020: 29 Prozent, 2016: 31 Prozent, 2010: 22 Prozent). Das ist im internationalen Vergleich der drittniedrigste Anteil. Über ein Drittel der Notfallbesucher:innen geben an, dass ihre Beschwerden auch von der Hausärztin oder dem Hausarzt hätten behandelt werden können, wenn diese verfügbar gewesen wären. Die Nutzung der Notfallstation variiert nach Sprachregion: In der französischen Schweiz (31 Prozent) wird sie häufiger genutzt als in der Deutschschweiz (23 Prozent).
Die grosse Mehrheit der Schweizer Bevölkerung (85 Prozent) schätzt die eigene Gesundheit als «gut», «sehr gut» oder sogar oder «ausgezeichnet» ein. Das sind weniger als in den Vorjahren (2020: 91 Prozent, 2016: 89 Prozent, 2010: 90 Prozent). Damit belegt die Schweiz bei der Bewertung der selbst wahrgenommenen Gesundheit im internationalen Vergleich nicht mehr den ersten, sondern den zweiten Platz hinter Neuseeland (87 Prozent) und vor den USA (85 Prozent).
Knapp die Hälfte der Bevölkerung in der Schweiz (48 Prozent) leidet an mindestens einer chronischen Erkrankung, wobei der Anteil der über 65-Jährigen (73 Prozent) hier deutlich höher ist. Bluthochdruck, psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzustände und Asthma oder chronische Lungenkrankheiten sind die drei häufigsten chronischen Erkrankungen.
Im internationalen Vergleich weist die Schweiz mit knapp 48 Prozent den zweitniedrigsten Anteil nach Frankreich (48 Prozent) und vor den Niederlanden (49 Prozent) auf. In den USA haben knapp zwei Drittel (66 Prozent) und in Australien sogar mehr als zwei Drittel (69 Prozent) mindestens eine chronische Erkrankung. Seit 2010 hat dieser Anteil in der Schweiz zugenommen (2020: 47 Prozent, 2016: 40 Prozent, 2010: 41 Prozent) – eine Entwicklung, die auch in Australien, den USA, Kanada, Grossbritannien und Deutschland zu beobachten ist.
Die Befragung zeigt auch, dass 2023 jede zehnte Person in der Schweiz wegen eines psychischen Problems in Behandlung (12 Prozent) war. Der Anteil ist in der französischen Schweiz (17 Prozent) höher als in der Deutschschweiz (10 Prozent).
Ein Fünftel der Bevölkerung leistet für Angehörige Hilfe im Alltag oder bei der Pflege (21 Prozent). Über die Hälfte von ihnen tut dies mindestens einmal in der Woche. Die Altersgruppe zwischen 50 und 64 Jahren unterstützt ihre Angehörigen anteilmässig am stärksten (28 Prozent).
Die geleistete Hilfe wird von über einem Drittel als belastend eingestuft. Nur rund fünf Prozent der Befragten erhalten als betreuende Angehörige eine finanzielle Unterstützung.
Fast ein Viertel der Bevölkerung gibt an, im letzten Jahr aufgrund der Kosten auf eine medizinische Leistung verzichtet zu haben, am häufigsten auf einen Arztbesuch, aber auch auf einen ärztlich empfohlenen Test, eine Folgeuntersuchung oder auf ein Medikament. Der Anteil liegt insgesamt mit 24 Prozent etwa gleich hoch wie bei der letzten Befragung 2020 (23 Prozent).
Beitragsbild: Neun von zehn Personen in der Schweiz wenden sich bei einem gesundheitlichen Problem zuerst an die Hausärztin, den Hausarzt oder an ein Gesundheitszentrum (Foto: Canva.com).