Um einen Knochenbruch am Arm oder an der Hand behandeln zu können, ist in der Regel ein Bild des Knochens notwendig. Herkömmliche Röntgenaufnahmen sind dabei zeitaufwendig und setzen die Patient:innen Röntgenstrahlen aus. Ausserdem empfinden Kinder und Jugendliche oft Schmerzen, wenn sie ihre Verletzung für die Röntgenaufnahme in eine geeignete Position bringen müssen.
Die gute Nachricht: Kinder und Jugendliche, bei denen ein Bruch am Arm oder der Hand zu vermuten ist, müssen künftig nur noch dann auf die Radiologie, um geröntgt zu werden, wenn sie tatsächlich einen Bruch haben. Um dies herauszufinden, reicht eine rasche Ultraschalluntersuchung direkt auf der Notfallstation. Dies zeigt eine neue, statistisch signifikante Studie von Kinderärzt:innen am Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB).
Von den Erkenntnissen profitieren zahlreiche kleine und junge Patient:innen. «Auf unserer Notfallstation weist nur rund jeder zweite Verdachtsfall bei Arm- oder Handverletzungen tatsächlich einen Bruch auf», sagt Oberarzt David Troxler, der die Studie gemeinsam mit Prof. Johannes Mayr geleitet hat. Mit Ultraschalluntersuchungen direkt am Patientenbett auf der Notfallstation kann somit auf rund jede zweite bisher auf der Radiologie getätigte Röntgenaufnahme bei entsprechenden Verletzungen verzichtet werden.
Das Konzept Ultraschall vor Röntgen hat bereits in den vergangenen Jahren zunehmend Beachtung gefunden. Allerdings hat bislang der Nachweis gefehlt, dass Ultraschall für das Erkennen einer Fraktur der Röntgenaufnahme ebenbürtig ist, selbst wenn die Untersuchungen jeweils ohne spezialisierte Kinderradiolog:innen durchgeführt werden.
Begleitet durch eine Umsetzungsstudie, überführt das UKBB gemeinsam mit weiteren Spitälern die bereits gewonnen Erkenntnisse in die klinische Praxis. Im UKBB, Inselspital Bern, in den Kantonspitälern Freiburg und Luzern sowie im Universitätsspital Genf und in der Clinique de la Tour in Genf werden ab sofort Verletzungen am Handgelenk direkt auf der Notfallstation mit Ultraschall untersucht.
Die Umsetzungsstudie soll aufzeigen, dass auch weitere unkomplizierte Brüche ohne kinderradiologische Spezialisierung mit dem Ultraschall umfassend eingeschätzt werden können. Längerfristig schätzt David Troxler, dass Ultraschall bis zu 80 Prozent der heutigen Röntgenaufnahmen infolge eines Knochenbruchverdachts ersetzen kann. Für die derzeit oft sehr stark frequentierten Notfallstationen dürfte bereits die aktuell umgesetzte Massnahme eine spürbare Entlastung bringen.