Competence Readtime3 min
14. Juni 2022

BACKGROUND

Fachkräftemangel im Operationssaal

Arbeitsplatzattraktivität im OP für die Generation Z

Der Fachkräftemangel ist auch im OP ein Problem. Insbesondere Mitarbeitende der Generation Z sind schwierig zu finden und zu halten. Welche Anforderungen stellen sie an den Arbeitsplatz?
Competence Anna Ziegler

Autorin

Anna Ziegler

Specialist Nursing Policies & Development, Hirslanden AG, Corporate Office

anna.ziegler@hirslanden.ch

Competence Daniel Engel

Autor

Daniel Engel

Co-Leiter OR-Management Hirslanden-Gruppe, Leiter OP und Interventionsräume

daniel.engel@hirslanden.ch

Im Schweizer Gesundheitswesen besteht ein Mangel an Fachpersonal. Diese Situation hat sich durch die COVID-19-Pandemie verschärft. In vielen OP-Abteilungen können offene Stellen längere Zeit nicht besetzt werden. Ein Mangel an Fachpersonal kann sich in diesem Bereich negativ auf die Behandlungsqualität auswirken und längerfristig zu einer Reduktion der OP-Kapazitäten führen. Um dem entgegenzuwirken muss gezielt geprüft werden, wie der Arbeitsplatz des operationstechnischen Fachpersonals für die Generation Z attraktiver gestaltet werden könnte.

Eine Untersuchung der Erwartungen

Vor dieser Ausgangslage wurde eine Recherche nach aktueller Evidenz vorgenommen. Die Literatur zur Arbeitsplatzattraktivität beschreibt meist eine grössere Kategorie von Gesundheitspersonal und zielt oft nicht explizit auf OP-Fachpersonal ab. Um dies systematisch zu untersuchen, erfolgte eine quantitative sowie eine qualitative Erhebung.

In einem ersten Schritt erfolgte eine Online-Umfrage. Die Stichprobe bestand aus operationstechnischem Fachpersonal der Deutschschweiz. Zur qualitativen Vertiefung der Thematik fanden zudem Interviews statt. Expert:innen aus dem Berufsverband sowie aus der Ausbildungsinstitution für OP-Fachpersonal stellten sich als Gesprächspartner:innen zur Verfügung. Diese Befragungen hatte zum Ziel, die generationsspezifischen Erwartungen zu erfassen und das Potenzial für Verbesserungen aufzuzeigen.

Was ist den OP-Fachpersonen wichtig?

Die Analyse der Ergebnisse (Online-Umfrage n = 149, Interviews n = 2) hat gezeigt, welche Aspekte der Generation Z an einem attraktiven Arbeitsplatz wichtig zu sein scheinen: Sie bewerteten einen wertschätzenden Umgang, einen guten Teamzusammenhalt sowie Vorgesetzte, die mit den Mitarbeitenden auf Augenhöhe kommunizieren, als besonders wichtig.

Das grösste Verbesserungspotenzial in den Spitälern besteht bei der Infrastruktur sowie in der Medizintechnik. Die Generation Z erwartet OP-Räumlichkeiten, die auf den Betrieb ausgelegt sind und medizintechnische Geräte, die einwandfrei funktionieren. Diese beiden Faktoren sowie der Aspekt der Wertschätzung, haben in der Umfrage die grössten Differenzen zwischen den Erwartungen und dem Erlebten in den Kliniken aufgezeigt. Die Grafik zum Artikel auf Seite 23 zeigt die Unterschiede dessen, was dem jungen OP-Personal wichtig ist und dem, was sie tatsächlich erleben.

Wo müssen Arbeitsgeber ansetzen?

Der Vergleich der Untersuchungsresultate mit der Literatur zeigte, dass diese Berufsgruppe sehr spezifische Bedürfnisse hat. Weitere bzw. breit angelegte Untersuchungen mit dieser spezifischen Zielgruppe wären deshalb wichtig. Um zukunftsgerichtete Massnahmen ansetzen zu können, die in den kommenden Jahren den Fachkräftemangel eindämmen können, muss den Erwartungen der jungen Arbeitnehmenden Rechnung getragen werden.

Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse sollten die einzelnen genannten Punkte in den Kliniken diskutiert werden. Es wird z. B. empfohlen, die konkreten Anforderungen zur Infrastruktur bei der betroffenen Berufsgruppe umzusetzen. Zudem soll im Klinikmanagement erörtert werden, mit welchen Massnahmen dem OP-Personal, das im Spitalalltag kaum sichtbar ist, mehr Wertschätzung entgegengebracht werden kann.

Wichtige Aspekte am Arbeitsplatz Gen Z (Masterarbeit
Daniel Engel, 2022)

Beitragsbild: Operationssaal im Berner Inselspital (Foto: Tanja Kurt für H+)