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6. Juni 2023

FOCUS CHANGE MANAGEMENT & LEADERSHIP

Leadership in Zeiten von Personalmangel

«Politik muss nun Leaderhip und Engagement zeigen»

«Die Spitäler und Kliniken können viele Sofortmassnahmen zur Umsetzung der Pflegeinitiative langfristig nicht selbst tragen. Die Politik muss nun dringend Leadership zeigen», fordert Matthias P. Spielmann, CEO des GZO Spital Wetzikon im Interview mit Competence. 
Competence Martina Greiter

Autorin

Martina Greiter

Redaktorin Competence deutsche Schweiz

martina.greiter@hplus.ch

Herr Spielmann, das GZO Spital Wetzikon hat im Sommer 2022 für Pflegende im Dreischichtsystem die Arbeitszeiten bei gleichem Lohn um zehn Prozent gekürzt.

Wichtig ist zu ergänzen, dass die Schichten per se gleich lang bleiben. Die betreffenden Pflegenden haben aber seither mehr Ruhezeiten und Freitage. Die Einführung des neuen Arbeitszeitmodells ist durch die Universität Bern wissenschaftlich begleitet worden.

Was wollten Sie mit diesem Schritt bewirken?

Hauptziel war es, mit einer Entlastung der Pflegenden im Schichtbetrieb, diese Stellen anstatt mit teuren und weniger eingearbeiteten Temporärarbeitenden wieder öfter mit Festangestellten besetzen zu können.

Und haben Sie dieses Ziel erreicht?

Auf der positiven Seite kann ich sagen, dass dies der Fall ist. Wir können sogar Personen, die sich für 80 Prozent-Pensen bewerben dazu motivieren, 90 Prozent zu arbeiten. Wir haben weniger Krankheitsfälle und Kündigungen und eine höhere Mitarbeitendenzufriedenheit.

Viele Betriebe sind ähnlich kreativ geworden. Dies hat aber den Nachteil, dass die eigentlichen Verantwortlichen in der Politik wichtige Weichenstellungen tendenziell auf die lange Bank schieben.

Gibt es aber auch negative Aspekte?

Das relativ teure Modell ist eine Sofortmassnahme zur Umsetzung der Pflegeinitiative. Viele Betriebe sind ähnlich kreativ geworden. Dies hat aber meines Erachtens den Nachteil, dass die eigentlichen Verantwortlichen in der Politik wichtige Weichenstellungen tendenziell auf die lange Bank schieben.

Die Politik muss nun also mehr Leadership zeigen?

Unbedingt, denn mit den Tarifstrukturen, die wir aktuell schweizweit haben, ist ein solches Arbeitszeitmodell langfristig nicht finanzierbar. Unser Modell ist bis Dezember 2023 befristet. Dann werden wir dessen Verlängerung wohlwollend prüfen und erwarten, dass bald bessere politische Lösungen folgen werden.

Welche Art von Leadership erwarten Sie von Ihren Mitarbeitenden, um innerhalb der aktuellen Rahmenbedingungen das Beste herauszuholen?

Sie sind Botschafter:innen gegen aussen. Wir brauchen eine gute Grundstimmung im Haus. So können wir die Mitarbeitenden dazu motivieren, uns als Arbeitgeber zu empfehlen. Unsere Kadermitarbeitenden propagieren unter anderem das Arbeitszeitmodell bei potenziellen Interessenten auf verschiedenen Kanälen.

Plant die Spitalleitung noch weitere Massnahmen?

Vorerst gilt es, weitere kürzlich ergriffene Massnahmen umzusetzen. So haben wir 2023 ein Strategie-Board eingerichtet, in welchem unser Top-Kader bestehend aus rund 60 Personen intensiv zusammenarbeitet. Ziel ist es, die Entscheidungsfindung zu strategischen Fragen breit abzustützen. In Anlehnung an den Krisenstab in COVID-19-Zeiten tauscht sich Fachpersonal, das im Tagesgeschäft tätig ist, nun monatlich in einem Operation-Board zu Problemen des Tagesgeschäfts aus. Es gilt nun, die neuen Gremien mit Leben zu füllen.

Beitragsbild: Matthias P. Spielmann, CEO des GZO Spital Wetzikon (zvg)

   

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